
Während in der Innenstadt eine Demonstration des DGB stattfand, an der rund 200 Personen teilnahmen, formierten sich die Neonazis an der
Talliner
Straße. Das Motto „Gemeinsam für die Heimat“ wurde von den vergangenen Aufmärschen übernommen. Allerdings stellte der Mitinitiator der Gruppe „Schwerin wehrt sich“ David Bühring klar, dass es an diesem Tage nicht allein um das „Asylanten-Problem“gehen solle. Dieses Mal gehen sie vor allem auf die Straße, um gegen die jetzigen politische Situation zu demonstrieren. Dabei fordern sie u.a. die Abwahl von Angela Merkel und der „linksgesteuerten“ Politik. Dieses sehen sie als Ursprung des aktuellen „Asylwahn“ und der „Völkerwanderung“, so Bühring weiter. Auch betonte er erneut, wie wenig sie Nazis seien. Wenn man allerdings die Veranstaltung betrachtet, kann man dem wenig glauben schenken. NPD-Mitglied Markus Kopplow war mit seiner Kameradschaft „Germanisches Bollwerk Mecklenburg“ anwesend. 


Auch fand sich wieder die Kameradschaft um Silvio Will und Arne Voss ein. Immer enger werden wohl auch die Kontakte der Organisatoren zur NPD. Immer wieder suchten David Bühring und Torsten Schramke Bestätigung bei den anwesenden Stefan Köster und Thomas Wulff. Auch spricht die Musikwahl, die aus dem Lautsprecherwagen dröhnte, nicht sehr dafür, dass sie angeblich nur „besorgte Bürger“ seien. Besonders beliebt war dabei Annett Müller. Songs der rechtsextremen Liedermacherin und NPD-Aktivistin finden sich nicht nur auf einschlägigen rechten Samplern wieder, sondern ist auch auf der „NPD-Schulhof-CD“ vertreten.
Deutscher Zusammenhalt

Dabei fordern sie nicht nur die Abwahlen von Angela Merkel sondern eine komplette Abschaffung des aktuellen Systems. Immer wieder findet der Sozialneid gepaart mit fremdenfeindlichen Ressentiments in ihren Reden Platz – in einer Art und Weise, die auch aus NPD-Feder hätte stammen können.
Das Highlight sollte wohl die Rede des mehrfach vorbestraften Neonazis Thorsten de Vries darstellen. Aktuell ist de Vries in Subkulturen wie politisch orientieren Hooligans wieder zu finden. Dabei hält er weiter engen Kontakt zur NPD, für die er in Vergangenheit auch lange Zeit aktiv war. In seinen zum Teil nicht zusammenhängenden Sätze berichtete Thorsten de Vries hauptsächlich über seine gescheiterte Anmeldung des „Tag der Patrioten“ vergangenen Monat in Hamburg. Aufgrund eines polizeilichen Notstandes wurde der Neonzi-Aufmarsch verboten. Dabei appellierte er immer wieder an den „Zusammenhalt des deutschen Volkes“. Desweiteren fordert er unter dem Deckmantel des„konsequenten Anwendens der Gesetze“ die Abschiebung von Refugees.
Alkoholisierte Teilnehmer
Obwohl der Neonazi-Aufmarsch im Vergleich zu vergangenen gut besucht war, haben einige wichtige Personen gefehlt. So war die Freie Kameradschaft Wismar oder die Kameradschaft Bützow nicht anwesend. Auch war dieses Mal Sven Krüger mit seinem Gefolge aus der Dorfgemeinschaft Jamel nicht anzutreffen. Nach dem letzten Aufmarsch der Gruppe „Wismar wehrt sich“, die eine Ortsgruppe des Dachverbandes „Deutschland wehrt sich“ ist, gab es scharfe Kritik im Social Network zu lesen. Viele beschwerten sich vor allem über den enorm hohen Alkoholkonsum vor und während der Aufmärsche, so auch „Bützow wehrt sich“, die ganz enge Vernetzungen zur Kameradschaft Bützow haben.
Obwohl explizit in den Auflagen am gestrigen Tag darauf hingewiesen wurde, keinen Alkohol zu konsumieren und auch alkoholisierte Teilnehmer nicht mitmarschieren dürfen, wurden die Auflagen nicht konsequent umgesetzt. Einige der Neonazis waren wieder stark alkoholisiert und tranken am Rand der Veranstaltung Bier. Das sorgte wie auch in Vergangenheit für eine aggressive, bedrohliche Stimmung. Mehrfach wurde von Teilnehmern versucht Journalisten zu bedrohen und zu bedrängen sowie deren Arbeit massiv zu behindern.
Neben den anfallenden organisatorischen Problemen auf den Aufmärschen selbst, gibt es auch rechtliche Schwierigkeiten. Mitinitiator und auch Anmelder mehrerer Veranstaltung der Gruppe „Schwerin wehrt sich“ David Bühring wurde wegen Volksverhetzung angezeigt. Auch müssen sich andere Teilnehmer und Sympatiesanten des Dachverbandes „Deutschland wehrt sich“ rechtlich verantworten. So wurde der Facebook-User Frank B. wegen Beleidung und üble Nachrede sowie ein weiterer regelmäßiger Teilnehmer der Aufmärsche wegen des Zeigens eines Hitler-Grußes angezeigt.
Trotz dieser Schwierigkeiten findet am kommenden Wochenende am 10.10.2015 ab 17:00 unter gleichbleibenden Motto wieder ein Neonazi-Aufmarsch der sogenannten Ortsgruppe des rechten Dachverbandes „Deutschland wehrt sich“ in Wismar statt. Hannes G. und andere Mitinitiatoren vertraten gestern „Wismar wehrt sich“ bei dem Berliner Pegida-Ableger Bärgida und nahmen nicht in Schwerin teil.