Am Samstag, den 23.01.2016, marschierten bis zu 70 Neonazis unter dem Motto „Gemeinsam für die Heimat“ durch die nahezu menschenleere Wismarer Innenstadt. Trotz kurzfristiger Mobilisierung protestierten 50 Gegendemonstranten vom Bündniss “Wismar für alle“ gegen den als Bürgerprotest getarnten Neonaziaufmarsch.
Mit den Worten „… machen wir das beste draus. Der Rest der Deutschen hat was Besseres zu tun, als sich hier um sein Land zu kümmern. Wir sind da! Wir wissen, warum wir da sind! Und wir werden weiterhin da sein!“, begrüßte Torsten Schramke, Organisator der „Deutschland wehrt sich“-Bewegung, die anwesenden 70 Personen aus der rechten Ecke am ZOB. Nach dem obligatorischen Verlesen der Auflagen startete der Aufmarsch, welcher deutlich weniger Teilnehmer wie bei vergangenen Veranstaltungen im Herbst 2015 aufwies, in Richtung Alter Hafen. Das Spektrum der Teilnehmer hat sich trotz Jahreswechsel nicht geändert. Neben den Organisatoren von „Deutschland wehrt sich“ reihten sich Mitglieder der Freien Kameradschaft Wismar, Weiße Wölfe Terrorcrew, Freundeskreis Thinghaus und ehemalige Mitglieder der Kameradschaft Werwölfe Wismar.
Während die Aufmarschteilnehmer Slogans wie „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!“ skandierten, welche in Vergangenheit durchgängig auf Demonstration der NPD oder Freien Kameradschaften zu hören waren, versuchte der Schweriner David Bühring der Masse ein zu heizen. Inhaltlich hetzte er gegen die „staatlich gesteuerte Medien“ und anwesende Pressevertreter.
Am Rudolf-Karstadt-Platz empfing das Bündnis „Wismar für alle“ die Neonazi-Demonstration mit Transparenten und Sprüchen. Der Protest, welcher in Hör-und Sichtweite gegen den wiederholten Neonaziaufmarsch stattfand, war für die Veranstalter ein Erfolg. So mobilisierten sie ab Dienstagabend über Facebook zu ihrem Event. Während ca. 40 Bereitschaftspolizisten, ausgestattet mit Körperpanzerung und Helmen, den Aufmarsch der Neonazis überwachte, wurden der Gegenprotest von ca. 10 Beamten ohne martialische Ausrüstung geleitet. Damit zeigte die Einsatzleitung, wo sie das eigentliche Gewaltpotential an diesem Tag sah.
Bei der Zwischenkundgebung „Hinter dem Rathaus“ hielt der Schweriner Torsten Schramke, wie bei vergangen Veranstaltung der „Wismar wehrt sich“-Gruppe, eine Rede. Inhaltlich wiederholte er die gleichen Thesen wie vor 2 Wochen bei der 1-Jahr-Mvgida-Veranstaltung in Schwerin. Die Rede setzte sich vorwiegend mit den Sylvesterübergriffen in Köln, einer Hausdurchsuchung bei den Organisatoren der „Deutschland wehrt sich“- Bewegung, einem angeblichen Übergriff auf einem LINKEnpolitiker sowie den eigenen Forderungen auseinander. Teilweise ging diese allerdings in Zwischenrufe der Gegendemonstranten unter. Im Anschluss bewegte sich der Aufmarsch wieder zurück zum Startpunkt, wo er gegen 19.00 Uhr für beendet erklärt wurde.
Mit der geringsten Teilnehmerzahl, die „Wismar wehrt sich“ in Wismar auf die Straße bringen konnte, starteten sie ins neue Jahr. Auf Facebook kündigten die rechte Bewegung mittlerweile eine neue Veranstaltung an, welche mit seinen Änderungen positive Auswirkungen nach sich ziehen solle.