Am Freitag, den 06.03.2015, besuchten ca. 75 Neonazis den monatlichen Kneipenabend im deutschlandweit bekannten Thinghaus in Grevesmühlen. Obwohl diese Veranstaltung seit 24.02.2015 öffentlich beworben wurde, gab es wie schon bei vergangenen Veranstaltungen keinen zivilgesellschaftlichen Protest.
Ab 19:00 reisten Teilnehmer_innen aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Hamburg an. Unter ihnen waren auch einige Anwohner_innen des nahegelegenen Neubauviertels, die ihren abendlichen Spaziergang zum Thinghaus durchführten. Die Polizei kontrollierte routiniert die Autos und Personalien der Anreisenden.
Der Kneipenabend im Thinghaus, der mittlerweile monatlich stattfindet, könnte zu einem festen Bestandteil der norddeutschen Neonazi-Szene werden. Hier kommen ehemalige Mitglieder_innen der verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend mit Kameradschaftlern und NPD-Mitglieder_innen zusammen. Es kann sich ungestört von öffentlichen Interesse ausgetauscht und überregional vernetzt werden.
Daher ist es um so wichtiger, dass zukünftige Veranstaltungen, nicht wie in der Vergangenheit, von der Zivilgesellschaft als gegeben hingenommen werden. Gerade hier muss durch öffentliches Engagement die Neonaziveranstaltungen aus ihrer Anonymität gezogen werden. Da reicht es schon lange nicht mehr aus, dass an jedem Stadtfest die Fahnen von „Grevesmühlen bleibt bunt“ an die Bühne gehängt werden. Dieses öffentliche Desinteresse beflügelt die Szene umso mehr und fördert ihre Bestrebungen einer National befreiten Zone in Grevesmühlen.
Bereits die nächste Veranstaltung wird jetzt schon öffentlich bei Facebook beworben.
So soll es am 22.03.2015 einen Vortrag „über den Skandalprozess vom Mittelrhein“ geben. In diesem Prozess wird 26 Angeklagten vorgeworfen, einer Kriminellen Organisation angehört zu haben. Auch hier ist wieder mit 60 – 80 Gäste aus Norddeutschland zu rechnen. Auch hier wird wohl wieder kein zivilgesellschaftlicher Protest stattfinden.