Die Dorfgemeinschaft Jamel lud am Samstag, den 30.04.2016, zum Maifest nach Jamel ein. Bis zu 200 Neonazis pflegten völkischen Brauchtum und feierten die letzte Nacht der dunklen Jahreshälfte.
Völkische Tänze
Schon am frühen Nachmittag trudelten die ersten Besucher zum Maifest in Jamel ein. Unter den Gästen fanden sich vorwiegend bekannte Neonazi-Familie. Nicht nur Ortsansässige, wie die Familien Streif oder Krüger, auch die NPD-Kader Frank Klawitter, Torgai Klingebiel und Michael Grewe waren mit dabei. Viele der aus Nord- und Ostdeutschland angereisten Besucher waren mit ihrer gesamten Kinderschar gekommen. Der Dresscode für die Veranstaltung war eher traditionell, konservativ geprägt. Die Frauen und Kinder trugen zumeist Trachtenkleider mit langen Röcken und geflochtenen Zöpfen. Die Männer passten sich dem ebenfalls an und holten ihre Leinenhemden und Trachtenhosen aus dem Schrank. Der Fokus bei dem Fest war nach dem Motto Familie und Volksgemeinschaft ausgelegt. So durften neben Bierstand und Grill auch nicht die typischen Kinderfest-Elemente wie Hüpfburg, Treckerfahrten und Fussballtore fehlen.
Höhepunkt des Tages stellte das Aufstellen des Maibaumes dar. Nachdem der Großteil der Gäste angereist war, trugen die Männer der Dorfgemeinschaft den Maibaum auf den gewohnten Festplatz und stellten ihn auf. Im Anschluss folgte ein völkischer Kreistanz zu altertümlicher Musik.
Im völkischen Brauchtum wird der Maibaum traditionell von den Mädchen und Frauen der Dorfgemeinschaft mit einem Kranz aus Weiden-, Birken- oder Tannenreis geschmückt. Der Maibaum dient als Symbol für neues Leben und Gesundheit. Wie es die Tradition vorschreibt wird auch in Jamel die Walpurgisnacht, die Nacht zum 01. Mai, von Freudentanz begleitet. In der mystischen letzten Nacht der dunklen Jahreszeit öffnen sich die Türen zur „Anderswelt“. Im Volksglaube wird von Schätzen berichtet, die empor steigen und der heiligen Walpurga, die die Erde befruchtet.
Hegemonie der Dorfgemeinschaft bestärkt
Bereits mitte April kündigte Sven Krüger in einem Schreiben an Polizei und Pressevertreter das Maifest in Jamel an – sicherlich nicht ohne Grund. Die vergangenen Veranstaltungen im Neonazi-Treff Thinghaus in Grevesmühlen konnten aufgrund einiger Polizeimaßnahmen nicht ungestört ablaufen. So wurde mehrfach das Thinghaus als jugendgefährdender Ort erklärt, mit der Folge, dass Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nicht an den Veranstaltungen teilnehmen konnten. Fatal wäre dies für das Dorffest, bei dem die Familie und Kinder, die die Zukunft einer Volksgemeinschaft sichern, im Vordergrund stehen. Leer wäre der Traktor gewesen, der regelmäßig eine Rundtour mit den vielen Kindern rund um Jamel machte. Auch leer wäre die Hüpfburg gewesen, wenn Kinder nicht hätten teilnehmen können.
In dem Schreiben bat Sven Krüger auf Rücksichtnahme bezüglich des Polizeieinsatzes. Aus seiner Sicht seien hier ein bis zwei Einsatzfahrzeuge mehr als genug. Eine Sprecherin der Polizei äußerte sich laut Endstation Rechts, dass ein bis zwei Streifenwagen nicht ausreichen würden. Der Bitte Krügers wurde allerdings nachgegeben. Lediglich eine Polizeikontrolle in ca. 1 km Entfernung zum Dorfplatz führte Anfahrtskontrolle durch. Im Ort waren zum Zeitpunkt der Veranstaltung keine weiteren Polizeikräfte ersichtlich.
Wiederholt ungestört von lästigen Beamten und fern ab von zivilgesellschaftlichen Engagement konnten die Neonazis ihre völkisch nationalen Brauchtum pflegen. So konnte Sven Krüger mit seiner Dorfgemeinschaft Jamel den eigenen Hegemonieanspruch in Jamel weiter verfestigen.