Am Samstag, den 14.05.2016, nahmen rund 40 Teilnehmer an einer Vortragsveranstaltung im bundesweit bekannten Thinghaus in Grevesmühlen teil. Die Veranstaltung wurde mit Personen- und Fahrzeugkontrollen polizeilich begleitet.
Kriegsgeschichten
„Mit Pak und Hetzer: Anekdoten eines Panzerjägers aus Krieg und fast 4 Jahren sowjetischer Gefangenschaft“, kündigte der deutschlandweit bekannte Neonazitreff Thinghaus in Grevesmühlen die Vortragsveranstaltung mit einen Zeitzeugen an.
In dem gleichnamigen Buch „Mit Pak und Hetzer: Anekdoten eines Panzerjägers aus Krieg und Gefangenschaft“, berichtet Hauptmann Heinz Kühn von seinen Kriegserlebnissen und seiner Zeit in sowjetischer Gefangenschaft. Kühn hat während seiner Zeit in der Wehrmacht mehrere Auszeichnungen erlangt, u.a. das Eiserne Kreuz Klasse 1 und 2 sowie das Deutsche Kreuz Gold. Rund 40 Teilnehmer reisten ab 14:30 Uhr am Thinghaus an, um den Anekdoten des Zeitzeugen zu lauschen.
Es ist nicht auszuschließen das es sich bei Heinz Kühn um den beworbenen Zeitzeugen handelt, da das „Nationale Begegnungszentrum“ in Anklam zur offensichtlich gleichen Veranstaltung einen Tag später mit den Errungenschaften, Ehrungen sowie Dienstgrad des Soldaten wirbt.
Barnimer Freundschaft zu Gast
Die im Vorfeld öffentliche Bewerbung des Zeitzeugenvortrages, lockte einige Anwohner aus dem umliegenden Wohngebiet ins Thinghaus. Wie gewohnt ließ es sich Sven Krüger, der Hausherr des Thinghauses, nicht nehmen die rund 40 Gäste persönlich zu begrüßen. Vorwiegend kamen die Teilnehmer aus dem Norddeutschen Raum, wie Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Besondere Aufmerksamkeit schenkte Krüger dabei den Gästen von der Bruderschaft „Barnimer Freundschaft“. Gemeinsam angereist waren die Mitglieder mit einem Bewohner der Dorfgemeinschaft Jamel. Die „Barnimer Freundschaft“ zählt laut Verfassungsschutzbericht zur rechten Rockerszene. Sie pflegen enge Kontakte zur NPD sowie dem Neonazi-HipHop-Projekt „A3stus“. Mit dabei waren u.a. die Bruderschaftsmitglieder Marcel Zech und Guido S.. Marcel Zech sitzt für die NPD im Barnimer Kreistag und in der Gemeinde Panketal. Der gelernte Glas- und Gebäudereiniger zählt zum engeren Umfeld von „A3stus“ und war bereits bei mehreren Videodrehs mit anwesend. [1] Öffentlich Schlagzeilen machte Zech nicht nur deutschlandweit sondern auch international mit seinem Rückentattoo. Vor der Silhouette eines Konzentrationslagers ziert der Schriftzug „Jedem das Seine“, welcher über dem Eingangstor des Konzentrationslagers Buchenwald zu lesen war, seinen unteren Rückenbereich. Nachdem Marcel Zech dieses bei einem Schwimmbadbesuch entblößt hatte, ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung. Im Dezember wurde er deswegen zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe in erster Instanz verurteilt. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin legte aufgrund des zu geringen Strafmaßes im Januar 2016 Berufung ein und forderte eine zehnmonatige Haftstrafe ohne Bewährung. [2]
Mit unter der Barnimer Reisegruppe befand sich auch die NPDlerin Aileen Rokohl. Sie ist nicht nur Kreisvorsitzende der NPD Barnim-Uckermark sondern auch Schatzmeisterin des NPD Landesverbandes und vertritt die NPD bei der Stadtverordnetenversammlung Bernau.
Polizeikontrollen im Eingangsbereich
Obwohl die Veranstaltung im Vorfeld öffentlich beworben wurde, fand sich wiederholt kein zivilgesellschaftliches Engagement gegen den Zeitzeugenvortrag im Thinghaus ein. Wieder einmal konnte eine derartige Veranstaltung ungestört im Neonazitreff stattfinden und wurde von einigen Anwohnern Grevesmühlens und Umland positiv angenommen.
Die Polizei führte routiniert Anfahrtskontrollen durch. Es wurden sowohl die Personalien aller Teilnehmer überprüft, als auch eine flüchtige Sichtkontrolle der Fahrzeuge vorgenommen.
Die gleiche Veranstaltung wird am Sonntag, den 15.05.2016, im „Nationalen Begegnungszentrum“ (NBZ) in Anklam stattfinden. Das NBZ rechnet mit so vielen Teilnehmern, dass sie eine Platzreservierung empfehlen.
Mehr Bilder auf unserem Flickraccount:
[1] „Ins Braune gestochen“, Potsdamer Neueste Nachrichten, Alexander Fröhlich und Sören Kohlhuber, 30.11.2015
[2] „Staatsanwaltschaft will härtere Strafen für Nazi-Tattoo“, Frankfurter Allgemeine, 05.01.2016