Rechtsrock und rassistische Hetze bei Bürgerprotest

Am Montag, den 08.06.2015, versammelten sich ca. 70 Teilnehmer_innen zu einem „Bürgerprotest“ gegen Asylsuchende und Flüchtlingsunterkünfte auf dem Grevesmühlener Marktplatz. Umringt wurden sie von zeitweise bis zu 40 weiteren Personen, die offenbar noch nicht bereit waren, ihre rassistische Grundeinstellung medienwirksam in die Öffentlichkeit zu tragen. Während der kurzfristig angemeldeten und bei Facebook beworbenen Veranstaltung kam es immer wieder zu lautstarken Protesten der ca. 40 Gegendemonstrant_innen.


Ab 17.00 Uhr sammelten sich die Teilnehmer_innen auf dem Marktplatz in Grevesmühlen, unter ihnen die NPD-Funktionäre Torgai Klingebiel, NPD-Kader Andreas Theissen und der mehrfach vorbestrafte Jamelner Sven Krüger. Der NPD-Kreistagsabgeordnete und Mitarbeiter der Landtagsfraktion in Schwerin David Böttcher half der Anmelderin Anja K. bei organisatorischen Problemen mit dem Ordnungsamt und Polizei. David Böttcher diskutierte auch am intensivsten mit den Behördenvertretern. Nicht nur optisch, sondern auch akustisch gab es kaum Unterschiede zu den üblichen NPD-Veranstaltungen. Die etwa 70 Teilnehmer_innen, die vorrangig aus dem Umfeld des Thinghauses, der NPD sowie der MVgida-Struktur kamen, lauschten bei Bier und Zigarre der Berliner Band „A3stus“ und der Rednerin Mandy Heidenwolf.

Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Berliner Nazi Patrick Killat und seinem Bandprojekt „A3stus“.Killat arbeitete als Komparse für verschiedene Sendungen der Produktionsfirma Filmpool GmbH. Stolz posiert er auf seiner Facebookseite am Set von TV-Produktionen. Zuletzt hatte Killat im September 2014 eine kurze Gastrolle bei „Berlin Tag & Nacht“ auf RTL II. Nach Auffliegen der rechtsextremen Tätigkeit Killats wurde die Zusammenarbeit von Seiten der Produktionsfirma Filmpool GmbH aufgekündigt.
Nach einigen ruhigeren Tönen zur Einstimmung trat die Rednerin Mandy Heidenwolf auf, eine aus Barnim bei Berlin kommende Nazi-Aktivistin. 2010 war Heidenwolf an einen Übergriff auf vermeintliche politische Gegner in Berlin Wedding beteiligt. In Grevesmühlen hetzt die Aktivistin gegen Flüchtlinge und den bevorstehenden „Asylwahnsinn“.

Während der Musikdarbietung störte eine kleine Gruppe Antifaschist_innen lautstark die Veranstaltung. Schnell sammelte sich eine Gruppe von gewaltsuchenden Nazis, unter ihnen Mitglieder der Nationalen Sozialisten Waren. Das Eingreifen der zwei anwesenden Polizeibeamten der Mobilen Aufklärung Extremismus (MAEX) verhinderte einen Übergriff seitens der Nazis.
Die restlichen Beamten versuchten währenddessen, jeglichen Protest, der meist jugendlichen Antifaschist_innen, in Sichtweite zu unterbinden. Einer Gruppe von Antifaschist_innen am Markplatz begrüßten die Beamten mit „Da kommen die Bekloppten!“ und erteilten ihnen im weiteren Verlauf zudem einen Platzverweis. „Eine Polizei, die demokratischen Protest nicht nur verunmöglicht, sondern ihn gar als reine Störung durch „Bekloppte“ bezeichnet und dies in einer Stadt wie Grevesmühlen, die u.a. durch das Thinghaus bundesweite Relevanz hat, muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie wirklich nur ihre Arbeit erfüllt oder sich politisch positioniert.“, sagte Pressesprecherin der Recherchegruppe-AST Lisa Krug.

Ob es eine weitere Veranstaltung dieser Art in nächster Zeit in Grevesmühlen geben wird, ist fraglich, da das Angebot eines Immobilienbesitzers, das ehemalige Arbeitsamt in Grevesmühlen für eine Flüchtlingsunterkunft zu vermieten, mittlerweile schon vor den Protesten zurückgewiesen wurde. Die „Gefahr“ weiterer rechter Aufmärsche oder Aktionen ist damit allerdings nicht gebannt. So stellten Beamte des Polizeireviers am 05.06.2015 fest, dass in der zukünftigen Asylbewerberunterkunft in Wismar-Wendorf zwei Fensterscheiben zerstört wurden. Gerade Wismar mit seinen zukünftig zwei Flüchtlingsunterkünften könnte bald Ziel der rassistischen Strategen werden.