Für den kommenden Samstag hat die rechte Bürgerinitiative „Deutschland wehrt sich e.V.“ in Kooperation mit der Facebookgruppe „Wismar gegen Asylmissbrauch“ einen Aufmarsch unter dem Motto „Gemeinsam für die Heimat“ angemeldet. Zeitgleich findet eine Spendenaktion „Tattoo gegen Krebs“ des Vize-Präsidenten der verbotenen Rockergruppierung „Schwarze Schar“ Sebastian Kairies statt. Es ist damit zu rechnen, dass ebenfalls gewaltbereite Anhänger aus der Rockermischszenen, die bereits bei vergangenen teils gewaltätigen HoGeSa-Veranastaltungen („Hooligans gegen Salafisten“) teilgenommen hatten, den Aufmarsch besuchen.
Eine Bürgerini macht Stimmung
Nach diversen anderen Initiativen sogenannter besorgter Bürger, wie „Bützow wehrt sich“, „ Güstrow wehrt sich“ oder auch „Unser Grevesmühlen“, hat nun auch die Hansestadt Wismar ihre eigene rechte Bürgerinitiatve: „Wismar gegen Asylmissbrauch“. Im sozailen Netzwerk Facebook hetzen sie seit Juni diesen Jahres gegen Flüchtlinge und die neu geplanten Wohnungen für Geflüchtete in Wismar-Wendorf. Dabei liefern sich u.a. stadtbekannte Politiker , wie der Grünen-Politiker TinoSchwarzrock, bei den Kommentaren auf Facebook mit Neonazis heftige Wortgefechte.
Engagierte Vereine, Verbände und Einzelpersonen, die sich öffentlich gegen „Wismar gegen Asylmissbrauch“ aussprechen, werden sofort angefeindet.
Das Alternative Wohn- und Kulturprojekt Tikozigalpa gab mit Hilfe eines „Refugee Welcome“-Transparentes am Haus ein öffentliches Statement ab. Auch Sportvereine, wie der TSG Wismar, positionierten sich zu dem Thema. All diese und viele mehr wurden sofort von einem Shitstorm überflutet, der oft unter die Gürtellinie ging.
Und nun findet in Zeiten, in denen in ganz Deutschland gegen Flüchtlinge gehetzt wird, auch ein rechter Aufmarsch am 05.09.2015 ab 17:00 in Wismar statt. Auch in Wismar und Nordwestmecklenburg gab es in jüngster Vergangenheit rechte Anschläge. Das Tikozigalpa wurde mit Neonazi-Parolen beschmiert, bei den zukünftigen Flüchtlingswohnungen in Wismar-Wendorf wurden Scheiben eingeschmissen und ein Brandanschlag auf die Scheune des engagierten Ehepaares Lohmeyer aus Jamel wurde verübt.
Der Tätowierer mit Herz
Zeitgleich veranstaltet der Vize-Präsident des 2014 verbotenen Motorradclubs „Schwarze Schar“ Sebastian Kairies eine Spendenaktion „Tattoo gegen Krebs“ im Yachthafen in Wismar-Wendorf. Neben Bespaßung für die Kinder soll dem Publikum auch eine MMA-Show und die Wahl von einer „Miss Tattoo Mecklenburg-Vorpommern“ geboten werden.
Der ehemalige Inhaber des Neonazi-Tattooladens „Needle of Pain“ ist bei der Justiz kein Unbekannter.
Seine öffentlich wahrnehmbare Neonazikarriere in Wismar begann mitte der 2000er mit der Kameradschaft „Werwölfe Wismar“, die unter der Leitung von Philip Schlaffer stand.
Mit seinem Tattooladen „Needle of Pain“ reihte er sich in die Nazi-Geschäftswelt, wie dem Werwolfshop und dem rechten Wohnprojekt Wolfshöhle, in Wismar ein.
Nachdem Anfang 2007 nach einem Mord bei einer Feier der Kameradschaft „Werwölfe Wismar“ sich diese Gruppierung aufgelöst hatte, gründete sich aus den ehemaligen Mitgliedern der Motorradclub „Schwarze Schar“.
Nach Erkenntnissen des Innenministers Lorenz Caffier sollen die Mitglieder und deren Supporter-Club „Schwarze Jäger“ nicht nur in Gewaltkriminalität sondern auch in diversen Drogen-, Prostitution- und Waffendelikten verwickelt sein.
Darauf folgte Anfang 2014 ein Verbot beider Clubs und das Clubhaus „Schwarzer Herzog“ im Gewerbegebiet in Gägelow wurde geräumt.
Nach dem Verbotsverfahrens im Jahr 2014 wurde der Tattooladen „Needle of Pain“, der nach der Auflösung der „Werwölfe Wismar“ zum Anlaufpunkt der „Schwarzen Schar“ wurde, geschlossen. Währenddessen hatte Kairies schon ein neues Heim mit einem neuen Laden den „Caza Loco Inc.“ in der Dankwartstrasse gefunden.
Die Kutte hat Kairies allerdings nicht abgelegt. In der Öffentlichkeit posiert er nun mit Patches vom Hells Angels Chapter „HAMC Baltic Coast“. Auch seine rechte Einstellung hat Kairies nicht komplett abgelegt. So besuchte er mit einigen anderen Hells Angels – und Red Devils – Membern die Veranstaltung „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) im Oktober 2014 in Köln. Bei dieser Veranstaltung kam es zu massiven Ausschreitungen seitens der Teilnehmenden, bei denen auch beliebte Nazisprüche wie „Ausländer raus!“- und „Hier marschiert der nationale Widerstand!“ geschrien wurden.
HoGeSa-Anhänger werden erwartet
Aufgrund der zeitlichen und interessengemeinschaftlichen Überschneidungen der„Tattoo gegen Krebs“- Spendenaktion und des Aufmarsches „Gemeinsam für die Heimat“ ist damit zu rechnen, dass Mischszenen aus gewaltbereiten Hooligans und rechten Rockern den Aufmarsch mit Pegida-Charakter besuchen werden.
Es bleibt abzuwarten, wie Polizei und Zivilgesellschaft mit diesem hohen Aggressionspotenzial umgehen werden.