Neonazis formieren sich vor Notunterkunft in Schwerin-Lankow – Seit vergangenen Freitag rechte Kundgebungen für jeden Abend angekündigt

Kundgebung_FreitagSeit Freitagabend, 11.09.2015, haben Neonazis Spontandemonstrationen und Kundgebungen vor der neuen Notunterkunft in Schwerin-Lankow angemeldet. In dieser sollen in den kommenden Tagen rund 150 Refugees untergebracht werden, da die Gemeinschaftsunterkunft in Stern-Buchholz überfüllt ist. Die teilnehmenden teils betrunkenen Neonazis und Rassisten zeigten sich von ihrer besten Seite und pöbelten  Polizeikräfte und Journalisten voll.

Oberbürgermeisterin Gramkow in Diskussion mit Neonazis

Die rechte Facebook-Gruppe „Wismar wehrt sich“ rief am Freitagnachmittag, 11.09.2015, zu einer Spontandemonstration in Schwerin-Lankow auf. Grund dafür soll die Unterbringung von 150 Refugees in der alten Comeniusschule sein, da die Gemeinschaftsunterkunft in Stern-Buchholz überfüllt ist. Ab 19:00 sammelten sich dort rund 120 Neonazis und Rassisten. Der Versammlungsleiter David Bühring war allerdings nicht sehr erfreut, als die Polizei ihm mitteilte, dass lediglich eine Kundgebung genehmigt sei und sie nicht marschieren dürfen.
OB_GramkowNeben ein Teil der bekannten Mvgida-Orga-Crew war auch die Freie Kameradschaft Wismar und die Kameradschaft Schwerin zu Gast. Was nicht anzutreffen war, waren besorgte Bürger. Unter den 120 Teilnehmern fanden sich rund 40 „besorgte Rassisten“ ein, die vorwiegend damit beschäftigt waren, den anwesenden Journalisten zu erklären, wie das Presserecht funktionieren soll.
Währenddessen wurde von Unterstützern der Refugees eine Gegenkundgebung auf der gegenüberliegenden Straßenseite direkt vor der Comeniusschule angemeldet. Damit hatten die Neonazis ein neues Ziel für ihrePöbeleien und Beleidigungen gefunden. Vereinzelt flogen auch Eier in die Richtung der Unterkunft  bzw. Gegendemonstranten.
Mehrfach diskutierte der Versammlungsleiter mit den Polizeikräfte, sie wollen mit jemanden sprechen, der ihnen erkläre, was hier passiere. Die Polizei fühlte sich hierzu nicht zuständig. Diesem Gesuch wurde dennoch nachgegangen, als gegen 20:15 Schwerins Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow eintraf. Durch ein von den Neonazis gestelltem Megafon verkündete sie, sie wolle jede Frage beantworten und alle Unklarheiten beseitigen. Wie zu erwarten ging die durch Frau Gramkow angestrebte Gesprächsrunde in Pöbeleien und rassistischen Äußerungen unter. Durch das ganze Spektakel wurde die rechte Kundgebung um ca. 45 Minuten verlängert. Sicherlich ist es für eine Oberbürgermeisterin erstrebenswert, sich mit den Sorgen ihrer Bürger auseinander zu setzen. Allerdings handelt es sich bei den Teilnehmenden nicht um besorgte Bürger, sondern um Neonazis und Rassisten. Es sollte keine Option sein, sich als Sprachrohr von Neonazis zur Verfügung zu stellen und mit ihnen zu diskutieren. Am Rande zündeten Neonazis Pyrotechnik und fielen durch „Sieg Heil“-Rufe in der Dunkelheit auf. Zum Abschluss der Kundgebung riefen die „besorgten Rassisten“ dazu auf, sich jeden Abend vor der Unterkunft zu versammeln, bis alle ihrer Fragen beantwortet seien.

Spontandemo gegen Antifa

Wie am Freitag angekündigt, fand gestern, 12.09.2015, erneut eine rechte Kundgebung vor der Notfallunterkunft in Schwerin-Lankow statt. Die pöbelnden Neonazis hatten sich um ca. 50 % reduziert. Es waren lediglich nur noch 70 anzutreffen. Neben der wieder anwesenden Kameradschaft Schwerin, war auch die neu gegründete Kameradschaft um Silvio Will und Arne Voss, die seit anfang diesen Jahres aktiv ist, anwesend. 
Trotz der geringeren Anzahl an Teilnehmern, war das Pöbel-und Gewaltpotenzial gleich bleibend. Journalisten wurden erneut angegangen. Die Polizeikräfte waren an diesem Tag allerdings besser aufgestellt als am Vortag. Die Polizei vor Ort rief mehrmals über ein Einsatzwagen dazu auf, dem Verkünden der Auflagen nachzukommen und diese auch einzuhalten.
samstag_strassenbahnNach einiger Zeit traf eine kleinere Gruppe von Unterstützern der Refugees ein, um die Notfallunterkunft zu schützen und ihren Unmut über die Kundgebung der Neonazis zu äußern. Aufgebracht beendete der Anmelder die Kundgebung prompt gegen 20:00, obwohl diese ursprünglich bis 21:00 genehmigt war. Wenige Minuten später versuchten sie eine „Spontandemonstration gegen die Antifa“ anzumelden. Als Versammlungsleiter sollte der Stralsunder Enrico Naumann und als Anmelder Hannes G. dienen. Der HoGeSa-Anhänger Naumann meldete bereits in Stralsund mehrere MVgida-Aufmärsche an. Hannes G. ist wohnhaft in Wismar und vorwiegend in der FC-Hansa-Fanszene aktiv. Er besuchte in der Vergangenheit viele der MVgida-Veranstaltungen.
DieSpontandemonstration wurde allerdings nicht genehmigt, so verharrten die Neonazis noch einige Zeit an der Kreuzung Edgar-Bennert-Straße/Ratzeburgerstr. Die ersten Teilnehmer verließen zu dem Zeitpunkt verschreckt durch das größer werdende Polizeiaufgebot den Ort. Mehrfach wiesen die Einsatzkräfte die Neonazis darauf hin, dass die Kundgebung vom Veranstalter beendet worden sei und sie sich Richtung Edeka entfernen mögen. Pöbelnd setzte sich der Neonazi-Mob, der sich mittlerweile auf rund 30 reduziert hatte, in Bewegung – mit dem Ziel, ihren nicht genehmigten Aufmarsch dennoch durchzuführen. Sie zogen  durch Seitenstraßen an der Comelius-Schule, wo sie an einer Straßenbahnhaltestelle von den Polizeikräfte gestoppt wurden. Das brachte sie allerdings nicht davon ab, weiterhin ihre rassistische Hetze über ein Megafon zu verbreiten. Als die Polizei das Megaphon beschlagnahmte schien es, als wenn sich die Situation zuspitzen würde. Die Mischung aus Nazis, Hooligans und Rassisten gingen kruzzeitig in Richtung der Beamten. Als die eingesetzten Polizeikräfte allerdings ihre Tonfas zum Selbstschutz in die Hand nahmen, entspannte sich die Situation schnell wieder. Die Neonazis stiegen in die nächsten Straßenbahn ein und fuhren davon. 
Währenddessen wurden weitere Polizeikräfte hinzugezogen, die die immer noch nicht bewohnte Notfallunterkunft schützten.

Es geht weiter

Es ist nicht verwunderlich, dass sich die Neonazis bzw. die Facebook-Gruppe „Wismar wehrt sich“ unter dem Dachverband „Deutschland wehrt sich“ die Notfallunterkunft in Schwerin-Lankow ausgesucht haben. Der Hauptinitiator David Bühring bestreitet mit seiner Verlobten seinen Lebensmittelpunkt in Schwerin-Lankow. Er selbst posiert gern in seiner Arbeitsbekleidung von der Land-und Forstwirtschaftsbranche für seine Verlobte vor der Kamera, die als Fotografin tätig ist. In der Vergangenheit dokumentierte sie auch die rechten Veranstaltungen- dabei vor allem die Gegendemonstranten.
Dank des konsequenten Handels der Polizeikräfte konnten wohl Vorfälle,  ähnlich wie in anderen Städten wie Heidenau, vor der Notfallunterkunft verhindert werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickelt. Für die kommenden Tage sind weitere Neonazi-Kundgebungen und -Aufmärsche angekündigt.
Die nächsten rechten Aufmärsche sind in der Wismar, Stralsund und Schwerin geplant. Außerdem wurde angekündigt, dass weiterhin jeden Abend ab 19:00 vor der Notfallunterkunft in Schwerin-Lankow eine Neonazi-Kundgebung stattfinden wird.
Für heute wurde ein Neonazi-Aufmarsch von „Wismar wehrt sich“ angemeldet. Treffpunktist 15:00 auf dem Marktplatz. Es hat sich bereits Gegenprotest angekündigt.