
Neonazis marschieren nahezu ohne Polizeibegleitung
Schon bevor der Aufmarsch überhaupt startete, kam es zu einem Übergriff von ca. 30 Neonazis auf ein mit Gegendemonstranten besetztes Auto. Aufgrund der anschließenden erkennungsdienstlichen Behandlungen verzögerte sich der Start der Anfangskundgebung um eine halbe Stunde.

Bereits kurz nach Beginn des Aufmarsches wurden die anwesenden Journalisten von Polizeikräften darauf hingewiesen, dass sie nicht für ihre Sicherheit sorgen können und diese sich doch allein auf ihren Instinkt verlassen sollen, wann es gefährlich werden würde. Betrachtet man die Anzahl der Einsatzkräfte über die Zeit verteilt, ist diese Aussage völlig unverständlich. So schützen doch rund 100 Einsatzkräfte die Stadt Boizenburg vor der angemeldeten stationären antifaschistischen Kundgebung durch einen Polizeikessel. Auch hielten sich rund 50 weitere Polizisten am Marktplatz auf. Desweiteren wurden auch keine Kosten und Mühen gescheut noch weitere Einheiten als Verstärkung aus Schleswig-Holstein hinzu zu ziehen.
Nur direkt am Neonaziaufmarsch waren lediglich ca. 20 Kräfte im Einsatz. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass Journalisten am Rande massiv bedrängt und zum Teil auch angegriffen wurden. Neben den allseits bekannten Lügenpresse-Parolen gab es auch rassistische und antisemitische Beleidigungen. Das ging bis zu: „Ihr Juden seid doch süchtig nach Zyklon B!“
Polizei schränkt Gegenprotest massiv ein
Aufgrund des massiven Polizeiaufgebotes rund um die 250 Gegendemonstranten, war es ihnen nicht
möglich ihren Unmut in Sicht- und Hörweite zu äußern. Dennoch ließen sie sich ihren Enthusiasmus nicht nehmen und versuchten die Anwohner mit Inhalten über die Neonazis aufzuklären.

Von der restlichen Zivilgesellschaft Boizenburgs war allerdings, wie auch bei den vergangenen MVgida-Aufmarsch, nichts zu sehen. Gegenprotest war sogar unerwünscht. So rief der Bürgermeister Harald Jäschke in der Schweriner Volkszeitung dazu auf, die Rollläden zu schließen und die Nazis zu ignorieren. Bereits bei dem vergangenen Aufmarsch, am 21.09.2015, setzten die Bürger, die die NPD-Prominenz nicht die Hand schüttelten, das Ignorieren in die Tat um. Vor zwei Wochen gab es einen Brandanschlag auf eine geplante Unterkunft für Refugees. So haben doch die Ignoranz und Akzeptanz die Neonazis in ihren Vorhaben in der Region Boizenburg bestärkt.