Seit einigen Wochen erscheint auf der Internetseite des NPD Europaparlamentsabgeordneten und ehemaligen NPD Bundesvorsitzenden Udo Voigt der neue „wissenschaftliche Referent“ Rainer Schütt. Der gebürtige Wismarer Schütt sitzt seit Juni 2014 für die NPD in der Wismarer Bürgerschaft.
Rainer Schütt, 1944 in Wismar geboren, ist gelernter Diplom Ingenieur für Maschinenbau.
Seit kurz nach der Wende bis Anfang der 2000er hat er in Schleswig-Holstein gelebt und war dort der NPD-Kreisvorsitzende von Lübeck und Ostholstein. 2005 trat er als Bundestagsdirektkandidat und 2006 als Direktkandidat zu den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern für die NPD in Nordwestmecklenburg und Wismar an. Nach den Wahlen herrschte vorerst Stille, bis er sich überraschenderweise zu den Kommunalwahlen 2014 erneut für die NPD aufstellen ließ.
Seitdem vertritt er diese in der Bürgerschaft Wismar. Nachdem Janette Krüger, Frau des vorbestraften Sven Krügers, ihr Mandat für den Kreistag Nordwestmecklenburgs nicht angenommen hatte und der nachgerückte NPDler Tino Streif ihr es nach tat, rückte Rainer Schütt im Juni 2014 als Ersatz in den Kreistag Nordwestmecklenburg nach.
Der in Wismar gut vernetzte Schütt tritt bei den Bürgerschaftssitzung stets bürgerlich auf. Er unterhält sich in den Sitzungspausen angeregt mit Vertretern anderer Parteien. Dass ein Teil der Wismarer „Lokalprominenz“ immer weniger Berührungsängste mit dem NPDler haben, zeigte das Verhalten des Autors, Heimatforschers und Träger des Ehrenrings der Hansestadt Wismars Detlef Schmidt und des Kultursenators a.D. Jürgen Cremer während einer Veranstaltung der Hansestadt Wismars. Alljährlich lädt die Hansestadt alle 70-Jährigen, welche in Wismar gemeldet sind, zu einem Senioren-Empfang ein. Dabei entstand im Juni diesen Jahres ein Foto, auf dem die Troika Schmidt, Cremer und Schütt gemeinsam bei Kaffee und Kuchen saßen. Dieses wurde dann mit einem Begleittext bei Facebook veröffentlicht.
So wurde nicht nur in den Beiträgen zu diesem Bild gänzlich verschwiegen, dass Schütt für die NPD in der Bürgerschaft sitzt, sondern auch durch ein Kommentar Schmitd’s: „… wir sitzen da als ehemalige Spielkameraden und da ist die Politik draußen!!!..“, die Tätigkeit von Rainer Schütt als NPD-Mandatsträger entpolitisiert. Spätestens damit wurde aus dem NPDler das harmlose, salonfähige Bürgerschaftsmitglied gemacht. [1]
Durch öffentlichen Druck entschied sich Detlef Schmidt später das Bild bei Facebook zu entfernen. Dass er das Foto mit dem NPD-Mann überhaupt gepostet hat, bezeichnet Schmidt auf Anfrage der SVZ Redaktion Gadebusch als Fehler. „Ich bin etwas naiv gewesen. Wer mich kennt, weiß, dass ich mit der NPD nichts am Hut habe“, so Schmidt.[2] Ein bitterer Beigeschmack bleibt allerdings gerade durch die relativierenden und verharmlosenden Kommentar Schmidt’s bestehen.
Im Sommer segelte der ehemalige Bundesvorsitzende der NPD Udo Voigt gemeinsam mit verdienten Kameraden über die Ostsee. Unter ihnen der rechte Liedermacher Frank Rennicke sowie der Münchener Stadtrat Karl Richter. Ein weiterer Besucher des Segelboots „Tümmler“ war der Wismarer Rainer Schütt.
Mindestens zwei mal besuchte Udo Voigt mit seinem Segelboot „Tümmler“ die Wismarer Region. Gemeinsam mit Karl Richter, welcher für die Bürgerinitiative „Ausländerstopp“ im Münchener Stadtrat sitzt und darüber hinaus auch „parlamentarischer Assistent – Presse“ für Udo Voigt ist, besuchte er im August 2015 Wismar. Bei diesem Besuch kam es unter anderem auch zu einen Zusammentreffen mit Rainer Schütt. Richter lobte den Einzelkämpfer Schütts wie folgt: „ Er macht im Rat der alten Hansestadt dank seiner Lebenserfahrung und vielfältigen Verbindungen in der Stadt eine hervorragende Figur“.
So ließ Karl Richter es sich auch nicht nehmen den hiesigen NPD-Landesverbandes zu kritisieren: „Es gehört zu den besonderen Unglaublichkeiten der vielfach von Dummheit und VS durchsetzten rechten Szene, daß ein Mann wie Schütt, alteingesessen und kompetent, jahrelang vom zuständigen Landesverband geblockt und kaltgestellt wurde, ehe er es schließlich doch noch auf die NPD-Kandidatenliste schaffte.“
- Quelle: Facebook 25.11.2015
- Quelle: Facebook 25.11.2015
In jüngster Vergangenheit trat Rainer Schütt mehrfach bei den „Wismar wehrt sich“-Demonstrationen in vorderster Reihe in Erscheinung.
Allerdings konnte er auch hier nicht durch Inhalte auf sich aufmerksam machen.
Mit dem neuen Posten als wissenschaftlicher Referent Udo Voigts dürfte Rainer Schütt nicht nur im Ansehen in der Partei gestiegen sein, sondern könnte auch einen Konkurrenzkampf innerhalb des Landesverbandes auslösen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich Rainer Schütt in Zukunft innerhalb des Landesverbandes positionieren kann.
[1] http://astwestmecklenburg.blogsport.eu/2015/06/18/118/
[2] http://www.svz.de/lokales/gadebusch-rehnaer-zeitung/stadt-laedt-neonazi-zum-empfang-id10005426.html