
Plattenbauromantik für die Volksgemeinschaft
Ab 19:00 Uhr versammelten sich bis zu 200 Neonazis und besorgte Rassisten auf dem Grevesmühlener Marktplatz. Die meisten der Teilnehmer waren bekannte, zum Teil mehrfach vorbestrafte Neonazis, Mitglieder von Kameradschaften und NPDler.
Einige wenige Anwohner liefen zunächst etwas verhalten, dann mit fortschreitender Zeit immer motivierter und stolzer neben den größtenteils glatzköpfigen Teilnehmern her. Wortführend war wieder einmal der NPDler Andreas Theißen. Er beschallte die Teilnehmer und Anwohner entlang der Route mit seiner Hetze gegen die aktuelle Asylpolitik, der sogenannten „Lügenpresse“ sowie der Polizei und forderte eine „andere Politik“.
Gegenprotest am Friedhof
Pro Asyl, der Flüchtlingsrat MV e.V. und die christlichen Kirchen in Grevesmühlen riefen anlässlich des MVgida-Aufmarsches zu einer Friedensandacht in der Kirche und einem anschließenden Schweigemarsch zum Friedhof auf. Sie wollten den 1945-1947 im Questiner Wald verstorbenen Geflüchteten gedenken. Die Veranstaltung verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Der MVgida-Aufmarsch selbst wurde von einer kleineren Gruppe Gegenprotestlern begleitet. Gut bewacht von den anwesenden Einsatzkräften begrüßten sie die Neonazis mehrfach mit lautstarken Sprechchören.
Pressevertreter bedrängt und attackiert
Die Stimmung der MVgida-Teilnehmer war erneut äußerst aggressiv und gewaltbereit. Trotz der großen Masse an anwesenden Einsatzkräften gelang es den Teilnehmern immer wieder Pressevertreter einzuschüchtern, zu bedrängen und zu attackieren.
Bereits während der Auftaktkundgebung wurden die Journalisten bis weit an den Rand des Marktplatzes zurück gedrängt und somit ihre Pressearbeit deutlich eingeschränkt. Während des Aufmarsches kam es wiederholt zu Pöbeleien, Beleidungen und versuchten Angriffen. Die Stimmung der Teilnehmer gegen die sogenannte „Lügenpresse“ schaukelte sich hoch, sodass gegen Ende in der Wismarsche Straße ein Gegenstand in Richtung der Journalisten geworfen wurde. Einige von den Teilnehmern, unter denen sich viele vorbestrafte und polizeilich bekannte Neonazis befanden, wie der mehrfach vorbestrafte Hammerskin Sven Krüger, fühlten sich anscheinend durch die aggressive Stimmung während des Aufmarsches beflügelt, sodass im Anschluss einer der Pressevertreter attackiert und ihm eine leichte Gesichtsverletzung zugefügt wurde. Der Angreifer konnte flüchten und es wurde eine Ermittlung gegen ihn eingeleitet.