Am Samstag, den 26.03.2016, marschierten rund 60 Neonazis und besorgte Rassisten in unmittelbarer Nähe der neuen Refugee-Unterkunft im Wismarer Stadtteil Wendorf. Deutlich überrascht und überfordert mit einem breit aufgestellen Gegenprotest waren sowohl das Orga-Team der rechten Facebook-Gruppe „Wismar wehrt sich“ als auch die anwesenden Polizeikräfte.
Organisatoren des „Deutschland wehrt sich“-Aufmarsch enttäuscht
Ab 17:00 Uhr trafen sich bis zu 60 Neonazis und besorgte Rassisten am Startpunkt des Aufmarsches von der Facebook-Gruppe „Wismar wehrt sich“ am Platz des Friedens in Wismar.
Obwohl die Initiatoren des „Dachverbandes Deutschland wehrt sich“ im Vorfeld via Facebook vehemend versuchten ihre möglichen Zielgruppen mit rassistischer Hetze zu erreichen, zeigten sie sich doch sichtlich enttäuscht über die schwache Teilnahme an ihrem Aufmarsch in Wismar. Sowohl das Schüren von Ängsten bei ihren Anhängern, indem z.B. David Bühring Wismar als „Antifaschistische Hochburg“ betitelte, oder die Wahl der Route in unmittelbarer Nähe der neuen Unterkunft für Geflüchtete haben als Anreiz für einen breiten rassistischen Protest nicht ausgereicht. Auf ihre bereits vor Wochen angekündigten „positiven Veränderungen“ wartete man beim Aufmarsch heute vergeblich. Dafür sammelten die Hauptinitiatoren, in den letzten Tagen, wieder einmal negative Schlagzeilen mit u.a. dem Herausgeben von Falschmeldungen über einen angeblichen IS-Flaggenfund in der Refugee-Unterkunft Stern-Buchholz oder mit Beleidigungen und Bedrohungen gegen augenscheinlich Nicht-Deutsche in der Marienplatzgalerie in Schwerin vor zwei Tagen.

Sichtlich demotiviert setzte sich der Aufmarsch allmählich in Bewegung. Auch den andauernden Aufforderungen der Sprecher David Bühring und Torsten Schramke, die Anwohner sollen sich ihrem Aufzug anschließen, kam niemand ersichtlich nach.
Auffallend fern blieb wiederholt die NPD sowie andere für die lokalen rechten Strukturen wichtige Akteure. Einzig Heiko Wöhler, Mitglied der seit gut einer Woche verbotenen Vereinigung „Weiße Wölfe Terrorcrew“, nahm am Aufmarsch in seiner Wahlheimat teil. Wie bei vielen anderen Mitgliedern der verbotenen Organisation, kam es auch bei Wöhler in seiner Wohnung in Wismar Ost im Zuges des Verbotes zu einer Hausdurchsuchung, bei der mehrere Gegenstände beschlagnahmt wurden.
Doppelschicht für Bürgerprotest

Lautstark wurden die Pöbeleien und Gewaltandrohungen der Neonazis und besorgten Rassisten von Trommeln, Trillerpfeifen und Sprechchören des Gegenprotestes mit rund 120 Teilnehmern übertönt. Sichtlich überfordert mit der Situation, auf so große Gegenwehr zu stoßen, wurden die Intentionen seitens der Rechten immer deutlicher. Neben klar formulierten Gewaltandrohungen einiger Teilnehmer des rechten Aufmarsches gegenüber Gegenprotestlern, „nach der Demo wird es noch richtig losgehen“, riefen die Sprecher zur Selbstjustiz gegen politische Gegner auf.

Die Gegendemonstranten wurden von dem Sprecher David Bühring u.a. als „Terroristen“ betitelt. Unter den sogenannten „Terroristen“ befand sich auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Junge. Damit war Junge offensichtlich der Einzige der lokalen Politikprominenz, der am Gegenprotest von „Wismar für alle“ teilnahm.

Für Montag, den 04.04.2016, kündigten die Initiatoren von „Deutschland wehrt sich“ einen weiteren Aufmarsch in Schwerin an. Treffpunkt soll ab 19:00 Uhr am Bahnhof sein.
Ergänzung (Sonntag 27.03.16, 12.45 Uhr) :
Wie uns zugetragen wurde, verweilte der Wismarer Bürgermeister Thomas Beyer zeitweilig auch bei den Gegenprotesten.
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