Geplatzte Familienausflüge zur Bücherbörse ins Thinghaus

Grevesmühlen_Thinghaus_100416_BücherbörseAm Sonntag, den 10.04.2016, fand die dritte Norddeutsche Bücherbörse im deutschlandweit bekannten Neonazitreff Thinghaus in Grevesmühlen statt. Der Sonntagsausflug vieler angereister Familien platzte, da die Polizei Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren den Zutritt zum Thinghaus verwehrte.

Antiquarische und nationale Literatur

Das Thinghaus lud zum dritten Mal zu seiner mittlerweile jährlich stattfindenden Bücherbörse ein. „Auf dem Büchermarkt für Liebhaber antiquarischer und nationaler Literatur wird garantiert jeder fündig..“, warben die Veranstalter für den Nachmittag. Mit unter den neu erworbenen Errungenschaften befanden sich auch Bücher Grevesmühlen_Thinghaus_100416_Bücherbörse_Hitlerjugendüber die Hitler Jugend oder einschlägige Rechtsrock-CDs. In Plastiktüten trugen die Gäste ihre Einkäufe nach Hause.

Ein Aufsteller vor der Eingangstür mit einem NPD-Plakat, ließ bereits zu Beginn erahnen, welches Klientel der rechten Szene zu Gast sein wird. Vorwiegend völkisch gekleidetes und junges Publikum aus dem gesamten Norddeutschen Raum trafen allmählich ab 11:00 Uhr am Thinghaus ein. Neben den NPDlern Michael Grewe und Torgai Klingenbiel, die schon vor dem offiziellen Beginn der Bücherbörse vor Ort waren, nahm auch David Petereit teil. Der NPD-Landtagsabgeordnete David Petereit ist Inhaber des rechten Versandes Levensboom. Neben Bekleidung, wie T-Shirts des Thinghauses, hat er ein großes Grevesmühlen_Thinghaus_100416_Bücherbörse_Pastörs_MelischSortiment an nationaler Literatur. Das Thinghaus dient ihm dabei als lieferfähige Anschrift. Auch ist Petereit verantwortlich für den Inhalt des rechten Internetportals, MUPinfo, ebenfalls mit Postanschrift des Thinghauses. Petereit tritt bei den kommenden Landtagswahlen im September in Mecklenburg-Vorpommern mit Listenplatz 5 an. Auch der Fraktionsvorsitzende der NPD-Landtagsfraktion Udo Pastörs reiste am Sonntagvormittag am Thinghaus an. Mit im Gepäck hatte er einen großen Karton, welcher vermutlich seine literarische Schätze beherbergte.

Eine Fahrgemeinschaft bildete Pastörs mit dem Referenten Richard Melisch. Melischs Vortrag mit dem Titel „Die Diktatur der Menschenrechte“ sollte das Highlight des Tages darstellen.

Kein Zutritt für Kinder und JugendlicheGrevesmühlen_Thinghaus_100416_Bücherbörse_Personen

Die Bücherbörse wurde von umfangreichen Polizeikontrollen im Eingangsbereich des Thinghaus-Geländes begleitet. Es wurden Personenkontrollen, als auch flüchtige Fahrzeugkontrollen, durchgeführt. Die Einsatzleitung hielt es sich vor den Zutritt für Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren zu verweigern. Darüber waren viele der Gäste, von denen ein Großteil ihre Kinder dabei hatten, nicht erfreut. Sven Krüger, der Inhaber des Thinghauses, versuchte die Wogen zu glätten und die Einsatzkräfte zu überzeugen, dass es kein Grund gibt, der den Jugendschutz gefährden würde. Davon konnten sich die Beamten selbst ein Bild machen und dem Einsatzleiter sowie den Beamten der „Mobilen Aufklärung Extremismus“ (MAEX)Grevesmühlen_Thinghaus_100416_Bücherbörse_Krüger_Giesen wurde der Zutritt zu den Räumlichkeiten gestattet. Dies verhärtete allerdings den Verdacht und es blieb bei dem Entschluss den Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren auf Grundlage des Jugendschutzgesetzes den Zutritt zum Thinghaus zu verweigern . Vor allem die Familien mit einer mehrstündigen Anreisen, waren sehr erbost über die Situation. Einige waren damit so sehr überfordert, dass sie sich gezwungen fühlten, die anwesenden Pressevertreter zu beleidigen und ihnen mit Gewalt zu drohen. Das Geschrei der wütenden Eltern brachte einige der bereits verängstigten Kinder zum Weinen. Kurzer Hand wurde eine improvisierte Kinderbetreuung einiger Freiwilliger auf einem nahe gelegenen Spielplatz eingerichtet, während die Eltern ihre antiquarisch, nationalen Literaturbestände auffrischten.

Grevesmühlen_Thinghaus_100416_Bücherbörse_Wieschke_Grewe