
Wahlkampffeierabend
Angekündigt mit drei einschlägigen Bands fand am Samstagabend im deutschlandweit bekanntem Neonazitreff Thinghaus ein Rechtsrockkonzert statt. Ab 18:00 Uhr wurden für die knapp 100 angereisten Gäste die Türen geöffnet. Die Musikveranstaltung wurde bei den Ordnungsbehörden für rund 150 Teilnehmer bis 3 Uhr angemeldet. Im Juni dieses Jahres fand unter einem Großaufgebot der Polizei die erste öffentliche Musikveranstaltung seit langem wieder im Thinghaus statt. Aufgrund einer Verbotsverfügungen waren derartige Veranstaltungen zuvor untersagt.

Solidarität mit Ralf Wohlleben
Obwohl Sven Krüger selbst nicht der Anmelder des Rechtsrockkonzertes war, fungierte der Hausherr als Ansprechpartner für die anwesenden Polizeibeamten und seinen Kameraden. Immer wieder versuchte er den Kameraden zu erklären, wie sie sich gegenüber anwesenden Pressevertretern zu verhalten haben. Die erste Band wartete mit Beginn ihres Auftrittes bis die letzten Gäste eingetroffen waren. Mehrfach ging Krüger zur Polizeikontrolle und versicherte sich, dass auch keine weiteren Gäste bis zu Beginn des Konzertes in der Kontrolle standen. Dabei begrüßte er die Nachkömmlinge mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Freiheit für Wolle“. Dabei handelt es sich um ein T-Shirt der Solidaritätskampagne für den Mitangeklagten im NSU-Verfahren Ralf Wohlleben. Der Ex-NPD-Funktionär ist einer der fünf Angeklagten im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht
München. Ihm wird u.a. vorgeworfen, er habe dem NSU-Terror-Trio Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt beim Abtauchen in den Untergrund geholfen. Außerdem wurde er wegen Beihilfe zum Mord angeklagt, da er eine der Mordwaffen besorgt haben soll.

Zukünftig wohl weitere Konzerte im Thinghaus
Begleitet wurde die Musikveranstaltung von umfangreichen Polizeikontrollen. Minderjährigen war der Zutritt laut Einsatzleiter der Polizei nicht gestattet. Die Polizei kontrollierte allerdings nicht nur die Teilnehmer der rechten Veranstaltung sondern warf auch ein Auge auf die anwesenden Pressevertreter, die das Ereignis dokumentieren wollten. Pauschal wurden alle Personalien der Journalisten aufgenommen, falls mögliche Straftaten von ihnen begangen würden. Außerdem wurden sie in der Ausübung der Pressefreiheit mehrfach eingeschränkt und es wurde gedroht, man würde das Equipment aus fadenscheinigen Gründen beschlagnahmen.
Wie in der Grevesmühlener Region üblich, konnten ein weiteres Mal Rechtsextremisten ohne jegliche zivilgesellschaftliche Gegenwehr ein Konzert veranstalten. Auch in Zukunft ist mit einer erhöhten Konzertdichte in Grevesmühlen zu rechnen.
*Edit 04.09 15.20 : Einige Textbaustein umformuliert