Überraschend riefen die Kameradschaften „Kameradschaft Mecklenburg“ und „Germanisches Bollwerk Mecklenburg“ zu einem erneuten Aufmarsch am 1. Advent durch das Wismarer Brennpunktviertel Friedenshof auf. Mit gerade einmal dreizehn Teilnehmern unter denen vier Kinder waren, riefen die Neonazis die „National befreite Zone Friedenshof“ aus. Begleitet wurde die Zwischenkundgebung von rund 20 Gegendemonstranten des Bündnisses „Wismar für alle“.
Zögerlicher Start
Ab 15:00 Uhr sollte der rassistische Aufmarsch der Kameradschaften „Kameradschaft Mecklenburg“ und „Germanisches Bollwerk Mecklenburg“ am Sky-Markt im Wismarer Stadtteil Friedenshof starten. Laut der Ankündigung rechneten die Organisatoren mit mehr Teilnehmern, als bei dem vergangenen Aufmarsch, der aufgrund mangelnder Teilnahme abgesagt wurde. Die Terminlegung auf einen Tag, an dem kein Spiel des Fußballclubs FC Hansa Rostock stattfindet, sollte nach eigenen Angaben den entsprechenden Erfolg liefern. Das Ergebnis war für die Veranstalter ernüchternd. Nachdem ein paar Kameraden des Germansichen Bollwerkes gemeinsam mit Markus Maria Kopplow, ebenfalls dem Bollwerk und der NPD zu zu ordnen, das Potenzial der Gegendemonstranten abgecheckt hatten, entschlossen sich die Organisatoren mit den dreizehn Teilnehmern nach Diskussionen und Zögern zu starten.
Kinder als Instrument für Propaganda
Erst als die Neonazis ihren Zwischenkundgebungsort erreicht hatten, an dem sie bereits von den rund 20 Gegendemonstranten mit Megafon und Musik empfangen wurden, entrollten sie ihr mitgebrachtes Fronttranparent. Erneut wurden die Kinder von den Neonazis instrumentalisiert, um ihre Ideologie unters Volk zu bringen. Die zwei der vier Minderjährigen wurden in die erste der zwei Reihen gedrängt, um das Fronttransparent zu halten. Das Thema Kinder lag besonders Markus Maria Kopplow am Herzen und thematisierte dies in seiner kurzen Rede. Kopplow besucht nicht selten Veranstaltungen des bundesweit bekannten Neonazitreffpunktes Thinghaus gemeinsam mit seiner Freundin und den Kindern. Die Kindererziehung spielt in der Neonaziszene eine große Rolle. Schon früh werden die Kinder zu Neonazi-Veranstaltungen mitgenommen und aktiv in die Volksgemeinschaft im nationalen Sinne integriert. Nicht selten werden bei öffentlichen Veranstaltungen, wie Konzerten oder Aufmärschen, Kinder benutzt, um Pressevertreter bei der Arbeit zu hindern, Mitleid bei den Ordnungsbehörden zu erwecken oder sie als Schutzschild vor Gegendemonstranten zu benutzen. Oftmals nehmen die wütenden Eltern auf die Kinder, die in diesen angespannten Situationen verängstigt mit Tränen in den Augen daneben stehen, keine Rücksicht.
„National befreite Zone“ Friedenshof
Nach zwei kurzen Reden war die Zwischenkundgebung auch schnell beendet. Neugierige Anwohner blieben aus. Trotz des mangelndem Interesses an dem rassistischen Aufmarsch ließen es sich die Veranstalter nicht nehmen, mit neun Neonazis und vier dazugehörigen Kindern den Wismarer Friedenshof zur „National befreiten Zone“ zu erklären. Angesichts des fortlaufenden Misserfolges der Neonazisaufmärsche in den vergangenen Monaten, ist fraglich, ob die Organisatoren das Konzept der „National befreiten Zone“ verstanden haben.
Auch wenn die Gegendemonstranten zahlenmäßig den Neonazis überlegen waren, stagnieren auch ihre Teilnehmerzahlen. Für einen bunten und vielfältigen Gegenprotest sollte es erstrebenswert sein, an vergangene Teilnehmerzahlen von über 100 an zu knüpfen. Es bleibt ab zu warten, ob die Neonazis weitere Aufmärsche für die restlichen Wochen im Jahr 2016 anmelden.
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