„Europäische Aktion“ und Bernhard Schaub

Ende September 2017 gab das Internationale-Holocaust-Leugner Netzwerk „Europäische Aktion“ (EA) seine Auflösung in operativen Form bekannt. Einer der Mitbegründer der EA ist der bei Demmin lebende Schweizer Bernhard Schaub.

„Europäische Aktion“ löst sich auf

Mit den Worten „Im Grunde ist alles gesagt. Es gibt wirklich nicht mehr viel zu sagen und zu schreiben. Jedwede weitere Arbeit würde sich lediglich darauf beschränken, bereits Gesagtes immer wieder neu aufzuwärmen und – in neue Worte verpackt – wiederzugeben.“, kündigt die EA ihren Rückzug als Organisation an. Vielmehr soll der „Gedanke eines neuen Europas in Gestalt einer Eutopäischen Eidgenossenschaft als Gegenentwurf zur Europäischen Union“ in den „sieben Zielen der Europäischen Aktion und den Schriften von Bernhard Schaub…“ fort leben. Sie soll „… durch Einzelpersonen im Sinne selbstverantwortlichen Handelns“ weiterleben.
Einige Ziele der EA waren u.a. „Abzug aller fremden Truppen“, „Repatriierung außereuropäischer Einwanderer“, „Überführung des Geld- und Medienwesens ins Volkseigentum“ und „Wiederaufbau der Tradition – Kampf der Dekadenz und Naturzerstörung“. Die EA war in Mecklenburg-Vorpommern bis auf den Zuzug Bernhard Schaubs und diversen Einträgen in dem Verfassungsschutzbericht MV öffentlich so gut wie nicht wahrnehmbar.

Von der Schweiz über Teheran in die Mecklenburgische Provinz

Bernhard Schaub beim Trauermarsch in Demmin am 08.Mai 2017

Bernhard Schaub, welcher 1957 in der Schweiz geboren wurde, war bis 1993 Lehrer für Deutsch und Geschichte an einer Rudolf-Steiner-Schule in der Schweiz. Aufgrund seiner Äußerung bezüglich des Holocaust im „Selbstverlag“ herausgegebenen, Buch „Adler und Rose“ wurde er fristlos entlassen.
Bernhard Schaub war in der Schweiz Mitglied bzw. Mitbegründer mehrer rechtsextremen Partein, Gruppierung und Vereinen. 1994 gründete Schaub mit 3 Mitstreitern die „Arbeitsgemeinschaft zur Enttabuisierung der Zeitgeschichte“ (AEZ), die später in die „Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Zeitgeschichte“, umbenannt wurde. Sie verbreiteten u.a. die Hochglanzbroschüre „Das Rudolf-Gutachten“, die die Existenz von Gaskammer in Auschwitz leugnete. Neben Mitgliedschaft mit maßgeblicher Stellung in der schweizerischen PNOS-Partei und Gründung der NAPO („Nationale Ausserparlamentarische Opposition“) war Schaub im Vorsitz „Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“ bis zum Verbot des Bundesinnenministeriums am 7.Mai 2008 tätig.
Anfang 2010 gründete u.a. Schaub die „Europäische Aktion“ (EA) unter der damaligen Bezeichnung „Bund Freies Europa“ (BFE). „Die Gruppierung fordert eine ‚Europäische Eidgenossenschaft‘ unter der Führung eines dominierenden ‚Deutschen Reichs‘. […] Als Maßstab für die territoriale Ausdehnung des nach dem ‚Führerprinzip‘ auszurchtenden ‚Deutschen Reichs‘ seien die Grenzen zum Stichtag 31. August 1939 heranzuziehen.“ (*Antwort der Bundesregierung (Drucksache 18/9161) auf die Kleine Anfrage vom 21.06.2016, Drucksache 18/8941 )

Neben seinen Tätigkeiten in Parteien und Organisationen trat Schaub auch als Vortragsredner bei neonazistischen Gruppierungen und völkisch-heidnischen Zirkeln hauptsächlich im deutschsprachigen Raum auf. Im Umfeld der jährlich stattfindenden „Gedenkmarsches“ zur Bombardierung Dresdens wurde Schaub 2017 als „bekennenden Holocaust-Leugner“ von seinen Vorredner angekündigt. Schaub widersprach nicht.
Auch in Teheran war er schon zu Gast. 2006 lud ihn der damalige Staatspräsident Ahmadinedschad zur «International Conference on Review of the Holocaust», wo Schaub endlich einmal ungestraft von der «Lüge von den sechs Millionen vergasten Juden» referieren konnte, ein.

Schaub in Nordosten Deutschlands

Fahnenappell beim Sturmvogel Sommerlager in Grabow(Brandenburg)

In den letzten Jahren wurde es allerdings ruhiger um Schaub. Er zog sich auf seinen Hof in der Nähe von Demmin zurück. Seitdem fiel der Schweizer hauptsächlich in der völkischen Szene im Nordosten Deutschland auf. So brachte er seinen Sohn zum Sommerlager 2015 des „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund“ im brandenburgischen Grabow. Regelmäßig werden Lager dieser Art vom „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund“ organisiert, um bereits die Kinder und Jugendlichen gegen die bundesdeutsche Gesellschaft zu stärken, Feindbilder zu projezieren und die Integration in die „Volksgemeinschaft“ mit nationalem, völkischen Siedlungscharakter zu stärken. Für die Kinder sind diese Strapazen oft sehr kräftezehrend. Es ist auch schon vorgekommen, dass ein Kind beim Morgenappell, welcher auch schonmal eine ganze Stunde gehen kann, aus Erschöpfung zusammengebrochen ist.

Bernhard Schaub in Kirchmöser(Brandenburg)

Im Mai diesen Jahres reiste Schaub gemeinsam mit 3 Jugendlichen zum Frühlingstanz im „Ludendorffer“-Haus „Hof Märkische Heide“ im brandenburgischen Kirchmöser an. In volkstümlicher Kleidung zelebrierten die meist im Teenager-Alter befindlichen Jungen und Mädchen völkische Tänze und Brauchtümer bis spät in die Nacht.
Zwei Tage später marschierte Schaub in Demmin anlässlich der von einem NPD-Mann angemeldeten Trauermarsch durch Demmin. Die Demonstration soll jährlich an den angeblichen Selbstmord großer Teile der Demminer Bevölkerung erinnern. Neben Schaub beteiligten sich auch Antje Mentzel (RNF-Bundesvorsitzende), Sebastian Schmitke (NPD-Bundesorganisationsleiter) und Stefan Köster (NPD Landesvorsitzende MV an dem Trauermarsch.