Die „Laienspielgruppe ‚Friedrich Schiller‘“ inszenierte am vergangenen Wochenende das Stück „Wilhelm Tell“ auf der Waldbühne in Bischofswerda. Als Zuschauer kamen größtenteils extrem Rechte aus dem gesamten Bundesgebiet sowie Österreich und der Schweiz.
„Wir wollen sein ein einzig Volk“
Am vergangenen Wochenende lud die „Laienspielgruppe Friedrich Schiller“ zu ihrer „klassischen“ Inszenierung des Stückes „Wilhelm Tell“ ein. In traditionellen Kostümen führten sie das gesamte Schauspiel mit einer Spieldauer von rund vier Stunden in den Kulissen der Waldbühne in Bischofswerda auf. Friedrich Schiller‘s „Wilhelm Tell“ findet große Verehrung in der rechten Szene. Gerade der Rütlischwur, der auf die Eintrittskarten gedruckt wurde, spielt dabei eine zentrale Rolle: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern. Wir wollen frei sein wie die Väter waren. Wir wollen trauen auf den höchsten Gott“. Es gibt aktuelle Tell-Bezüge von bekannten Neonazis, wie dem Holocaust-Leugner und mittlerweile Nahe Demmin wohnenden Bernhard Schaub auf der Holocaust-Leugner-Konferenz 2006 in Teheran. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich unter Schauspielern, den „60 theaterbegeisterte Jugendliche und Junggebliebene“, wie es auf der offiziellen Website der Laienspielgruppe heißt, vorwiegend Personen aus völkischen Familienzusammenhängen befinden. Das Schauspiel auf der Naturbühne war ein voller Erfolg. Rund 800 Karten wurden über das Wochenende verkauft. Bei dem politischen Hintergrund der Schauspieler und der Wahl des Stückes ist es nicht verwunderlich, dass sich das Publikum vorwiegend aus Anhängern des rechten Spektrums zusammen setzt. Neugierigen wurde offenbart, wie sehr die Szene miteinander vernetzt ist.
Neonazis aus MV unter den Zuschauern
Aus dem gesamten Bundesgebiet pilgerten Mitglieder der NPD, der verbotenen „Heimattreuen deutschen Jugend“, AFDler und Personen, die national, völkischen Siedlungsstrukturen zuzuordnen sind, nach Bischofswerda. Selbst über die Bundesgrenzen hinaus, gab es Zuschauer aus der Schweiz und Österreich. Aus Mecklenburg-Vorpommern fanden sich mit unter Stefan Köster, Torgaj Klingebiel und Frank Klawitter ein. Köster und Klawitter sind mehrfach in Vergangenheit durch ihre Nähe zu völkischen Siedlern aufgefallen. Die Kinder des ehemaligen HDJlers Frank Klawitter besuchten bereits Lager des rechten „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund“, von deren Mitglieder einige am Wochenende vertreten waren. Köster und Klingebiel nahmen wiederholt an Brauchtumsfeiern teil. So besuchte der NPDler Stefan Köster 2016 gemeinsam mit seiner Familie einen völkischen Maitanz in der Lüneburger Heide. Torgaj Klingebiel ist Dauergast bei den Brauchtums-Event bei der „Dorfgemeinschaft Jamel“. Neben seiner Familie reiste er gemeinsam mit dem Ex-Bundesführer der HDJ Sebastian Räbiger an.
Auch Teile der „Dorfgemeinschaft Jamel“ ließen sich das Spektakel nicht entgehen. Gemeinsam mit seiner Familie fand sich der Jameler Tino Streif und ein weiteres Mitglied der kameradschaftsähnlichen Struktur in Bischofswerda ein. Viele waren in traditioneller, altertümlicher Kleidung, mit langen Röcken oder Lederhosen, wie es bei völkischen Sippschaften getragen wird, gekleidet.
SoLaWi-Schäfer beim Tell-Spektakel
Bevor der Einlass zur Waldbühne gewehrt wurde, verbrachten einige Besucher den Nachmittag mit Wanderungen in den umliegenden Wäldern. So auch der Schäfer Frank Freytag mit seiner Frau Kerstin, die sich später am Abend das Stück anschauten. Die Freytags bewirtschaften den Hof „Warnow Schäferei“ in Wahrstorf, der im Projekt „SoLaWi Rostock“ integriert ist. In der Öffentlichkeit gibt sich der Hof politisch neutral, setzt Schwerpunktthemen im Bereich ökologisch nachhaltige Landwirtschaft. So war Frank Freytag 2013 Studiogast bei dem Rostocker Radiosender LOHRO zum Thema „Schäferei in Zeiten der Globalisierung“. Im selben Jahr soll er nach Berichten eine Ostertagung der rassistischen Gemeinschaft „Ludendorffer“ in Dorfmark besucht haben. Freytag selbst soll zum „Bund für Gotteserkenntnis -Ludendorff e.V.“ zählen. Die völkisch-religiöse Sekte findet in den letzten Jahren immer wieder Platz im Verfassungsschutzbericht des Bundesland Brandenburg. Am vergangenen Wochenende gesellte sich der Schäfer Frank Freytag erneut zu Anhängern der rechtsextremen und völkischen Szene bei dem Tell-Stück in Bischofswerda.