Waffen und Sprengstoff bei AfD-Politiker beschlagnahmt

Gestern, am 06. August 2025, wurden bei einer Razzia im Lübtheener Ortsteil Jessenitz mehrere scharfe Waffen, die u.a. gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen, und Sprengstoff in größeren Menge gefunden worden sein. Hausbesitzer und Tatverdächtiger ist der AfD-Politiker Philip Steinbeck.

Am Mittwochnachmittag rückten die Polizeikräfte mit insgesamt 60 Einsatzkräften zum Gutshaus in Jessenitz an, darunter auch Spezialkräfte des Landeskriminalamtes, Unterstützungskräfte des Landesbereitschaftspolizeiamtes, Sprengstoffspürhunde sowie der Munitionsbergungsdienst. Ganz schön viel Trubel im Gutshaus des AfD-Politiker Philip Steinbeck. Neben seinem Wohnhaus wurden weitere Objekte durchsucht.

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass bei dem AfD-Politiker Waffen sicher gestellt wurden. Im April hatte Steinbeck zwei bewaffnete Einbrecher in seinem „Mehrparteienhaus “ gemeldet. Als die Polizisten auf ihn trafen, führte dieser eine Pistole zum Selbstschutz bei sich. Kooperativ händigte Steinbeck die Pistole den Beamten aus. Bei einer anschließenden Durchsuchen wurden keine unbefugten Personen gefunden, dafür aber sämtliche rechtmäßig eingetragene Waffen des Hinweisgebers, der Sportschütze ist, zu seiner eigenen Sicherheit sichergestellt. Ob dieser Einsatz im Zusammenhang mit den jüngsten Ereignissen in Jessenitz stehen, ist ungewiss. Allerdings scheint es eine ungewöhnlich hohe Dichte an Waffen in diesem kleinen Ortsteil zu geben.

Steinbeck zählt seit vielen Jahren zu den großzügigen Geldgebern der extrem rechten Szene. Bereits 2011 stand er auf Spendenwerbeliste der NPD. Als Vertreter der rechten Siedlungspolitik, bei der reiche meist aus den westdeutschen Bundesländer stammende große Grundstücke und Immobilien in den günstigen Ost-Regionen aufkauften, erwarb er kurz nach der Wende mehrere Objekte rund um Lübtheen, so wie auch das Gutshaus in Jessenitz – sein Schloss. Lange Zeit galten er und Udo Pastörs als festes Gespann in der Gegend. Gemeinsam unterwanderten sie die ortsansässige Bürgerinitiatve, der hatte einen guten Draht zum damaligen NPD-Kreisvorsitzenden Andreas Theißen, seine Türen zum Schloss standen für Kameraden immer offen. In der Lokalpresse ließ er sich zu gerne als Retter der Gutshäuser und Schlösser in der Region abbilden.

Zum Landtagswahlkampf 2016 wurde bekannt, dass Steinbeck zur AfD übersiedelte. Bereits vor seiner Mitgliedschaft galt Steinbeck als früher Förderer der AfD. In seinem Schloss wurde eine Charity-Veranstaltung durchgeführt, die die Finanzierung des Wahlkampfes sicherstellen sollte. Für einen parteiinternen Eklat sorgte er 2020: Im Wert von 10.000€ soll er Wahlstimmen zum Aufstellen der Landesliste verkauft haben. Intern bestreitet er den Vorwurf. Seit seinem Überlauf zur AfD scheint es mit seinen früheren Freunden aus der NPD nicht mehr ganz so gut zu laufen. 2022 wurde Steinbeck bei einer Demo gegen die Energiepolitik von Adrian Wasner (ehemals NPD, jetzt „Heimat und Identität“) umgeschubst. Bei der Versammlung soll Steinbeck unerlaubt Partei-Werbung verteilt haben. Als ihn ein Ordner darauf aufmerksam machte, dass das nicht erwünscht ist, mischte Wasner sich ein. Nach einer verbalen Auseinandersetzung schubste Wasner Steinbeck zu Boden.

Mittlerweile ist Steinbeck fest in der AfD integriert. Aktuell sitzt er in der Kreistagsfraktion Ludwigslust-Parchim im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport, im Ausschuss für Sicherheit, Brand, Katastrophen und Zivilschutz und ist Stellvertreter im Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr, Innovation, Bau und Tourismus. Da Steinbeck kein unbeschriebenes Blatt ist, wird nicht damit zu rechnen sein, dass es seitens der AfD irgendeine Reaktion zu den Vorfällen bezüglich seiner Personalie gibt. Außerdem würden sie einen bedeutenden Geldgeber verlieren, sollte sie sich in irgendeiner Weise von ihm trennen.

Das Beispiel Steinbeck bestätigt damit die Berichterstattung des NDR vor einem Monat, dass laut Verfassungsschutzbericht die Anzahl der bekannten Waffen ansteigt; und noch eine viel höhere Dunkelziffer an illegalen Waffen jeglicher Art im Umlauf sind. Demnach sind allein schon der Behörde 447 Besitzer bekannt: Darunter 119 extrem Rechte, 35 Reichsbürger und sogenannte Selbstversorger und 5 Menschen, die der Verfassungsschutz dem Phänomen „Delegitimierung des Staates“ zuordnet. 450 Schusswaffen sollen sich dabei im Besitz von „Extremisten“ befinden. Steinbeck, bei dem zunächst im April die legalen Waffen sichergestellt wurden, und dennoch bei der jüngsten Razzia eine Vielzahl von illegalen, nicht angemeldeten oder gar verbotenen Waffen beschlagnahmt wurden, ist kein Einzelfall. Innenminister Pegel zeigt dem NDR gegenüber einen möglichen Grund auf, warum oft Waffenlizenzen nicht versucht werden zu entziehen: „Es ist ein extrem mühsames Unterfangen, die waffenrechtlichen Befugnisse zu entziehen, weil sie dafür sehr klare, vor Gericht vortragbare Sachverhalte brauchen.“ Aber sollte es uns nicht der Mühe wert sein, in Anbetracht der Ereignisse um Nordkreuz, Uniter, NSU und anderen Gruppierungen deren Ziel es ist, die demokratische Ordnung auszuhebeln und dafür auch bereit sind Menschen das Leben zu nehmen?