
Zum vergangenen Samstag meldete Frank Kruse, ein Mitglied des „Freiheitliche Bündnis Güstrow“, einen Nazi-Aufmarsch in Güstrow an. Trotz der mageren Beteiligung von bis zu 30 Neonazis war das Aggressionspotential der zum Teil stark betrunkenen Teilnehmer hoch. Selbstverständlich marschierten NPDler neben Anhängern des „III. Weg“ an diesem Abend durch Güstrow.
Querschnitt der lokalen Naziszene marschiert durch Güstrow
Frank Kruse, Mitglied des „Freiheitlichen Bündnis Güstrow“, meldete für den vergangenen Samstag einen Aufmarsch unter dem Motto „Sicherheit für Güstrow“ an. Ab 17:00 Uhr fand sich nach und nach ein Querschnitt der lokalen Neonaziszene am Bahnhof ein. Neben Mitgliedern der kleineren, lokalen Kameradschaftsszene und selbsternannten Patrioten marschierten ganz selbstverständlich Mitglieder der NPD neben Anhänger der Partei III. Weg. Die Aufmarschroute war kurz und es gab nur einen Redebeitrag vom Anmelder selbst. Frank Kruse forderte in seiner Rede, u.a. den Anteil an Migranten in Güstrow zu verringern, da er diese für die angeblich gestiegene Kriminalität in der Stadt verantwortlich macht. Seriöse, statistische Belege für diese Behauptung liefert er nicht. Er versucht lediglich in fraglichen, selbsterstellten Hochrechnungen den Zuhörern klar zu machen, dass die Straftaten, die von Migranten ausgingen, in Güstrow hoch seien. Auch wenn er selbst in rassistischer Manier gegen Migranten hetzt und vor der Abschaffung des deutschen Volkes warnt, sieht er sich selbst als Verteidiger der Demokratie und macht die aktuell Regierenden für eine angebliche Spaltung der Gesellschaft verantwortlich. Nach seiner Rede eröffnete Kruse ein offenes Mikrofon und gab anderen Teilnehmern die Möglichkeit, dem etwas hinzuzufügen. Ein sichtlich stark betrunkener Neonazi nutzte die Chance und wollte etwas zu den Teilnehmern sagen. Auf Nachfrage zu welchem Thema, lallte er, er wolle etwas zu Deutschland und „Ausländer raus“ sagen. Schnell verwehrte Kruse ihm das Mikro und gab ihm zu verstehen, dass es doch heute um die Sicherheit ginge.
NPD-Schutzzone in Güstrow
Beworben wurde die Veranstaltung nicht nur auf der Facebook-Seite des „Freiheitlichen Bündnis Güstrow“ selbst, sondern auch bei „MVgida“, den NPD-dominierten Pegida-Ableger Mecklenburg-Vorpommerns. Da ist es wenig verwunderlich, dass die Bundevorsitzende der NPD-Frauenorganisation „Ring Nationaler Frauen“ Antje Mentzel, die zusätzlich eine der Organisatioren der „MVgida“ ist, persönlich am vergangenen Samstag in Güstrow teilnahm.
Antje Mentzel scheint sich generell in kürzester Vergangenheit das Gebiet um Güstrow im Rahmen der NPD-Kampagne „Schutzzone“ angenommen zu haben. So ist im September im Webauftritt der „Schutzzone“-Kampagne zu lesen: „Durch die „Spaziergänge“ unserer Rotwesten um Antje Menzel bringen wir zumindest etwas Sicherheit und Ordnung in die entsprechenden Bezirke und werden im Ernstfall umgehend die Polizei verständigen oder bei Bedarf selber einschreiten.“ Die „Schutzzone“-Kampagne, die von der NPD bereits 2018 ins Leben gerufen wurde, zielt auf das Erhöhen der Sicherheit von Deutschen gegen die angebliche Kriminalitäten von Migranten ab. Mit rassistisch aufgeladenen Darstellungen werden Situationen kreiert, die eine erhöhte Gefahr, die von Nicht-Deutschen ausgehe, bei der Bevölkerung suggerieren soll. Um die angeblich geschwächte Sicherheit wieder her zu stellen, werden Bürgerwehr-ähnliche Schutzpatrouillen aufgestellt, die Streife durch die Ortschaften laufen. In Güstrow fanden diese rassistische Patrouillen mehrfach statt. Auch am vergangenen Samstag liefen einige der Neonazis mit „Schutzzone“-Warnwesten bekleidet beim Aufmarsch mit.
Aufgeheizte Stimmung unter den Neonazis
Unter dem Motto „Kein Dreck in Güstrow- für Ordnung sorgen Wir“ organisierte das „Aktionsnetzwerk Demokratie Güstrow“ ihren Gegenprotest gegen den Aufmarsch. Bereits am Nachmittag trafen sie sich in einer Parkanlage, um dort Müll zu sammeln. Im Anschluss sorgten sie „für Ordnung“ in der Eisenbahnstraße. Mit Besen und bunten Transparenten fegten um die 60 Gegendemonstranten die Neonazis sinnbildlich von der Straße und begleiteten den Aufmarsch. Am Endpunkt der Aufmarschroute angekommen, kochte die Stimmung noch einmal hoch. Einige der Neonazis, die zum Teil stark alkoholisiert waren, ließen ihren Frust über den gefloppten Aufmarsch freien Lauf. Gegendemonstranten wurden beleidigt und beschimpft, kritische Passanten wurden tätlich angegangen, Journalisten bedrängt und nicht zuletzt Polizisten beschimpft. Bereits zu Beginn des Aufmarsche konnte es sich einer der Teilnehmer nicht verkneifen, einen Hitler-Gruß in Richtung der Gegendemonstranten zu zeigen. Wieder einmal wurde an diesem Abend deutlich, wie hoch trotz der geringen Teilnehmerzahl das Gewaltpotential der Neonazis ist.
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