Labelloser NPD-Wahlkampf in Schwerin

Am vergangenen Samstag veranstaltete die Ludwigslust-Parchimer Kreistagsfraktion „Heimat und Identitität“ auf dem Schweriner Marktplatz eine Kundgebung unter dem Motto „Unser Land braucht Zukunft!“.

 

Lebendiger, nationaler Widerstand

 

Stefan Köster macht seine Ankündigung langsam wahr: „Der 1. Mai 2021 ist der Beginn von vielen Aktionen[…], der nationale Widerstand ist nicht nur da; er ist auch lebendig, er ist aktiv […] “. Mit rund 40 Teilnehmern traf sich der „lebendige, aktive, nationale Widerstand“ am vergangenen Samstag in Schwerin. Maßgeblich organisiert wurde diese Kundgebung von der Ludwigslust-Parchimer Kreistagsfraktion „Heimat und Identität“. Unter den Teilnehmern fanden sich vorwiegend die mehr oder weniger NPD-Größen ein: Von Udo Pastörs, über Stefan Köster, Sebastian Schmidtke bis hin zu Landtagswahl-Spitzenkandidaten Frank Franz. Eine Stunde lang versuchten die Redner, der Ex-AfD-Landeschef Dennis Augustin, LuP-Fraktionsgeschäftsführer Adrian Wasner und der NPD-Bundesvorsitzende Frank Franz, den Marktplatz mit ihren Ausführungen über das Zurückfordern der Grundrechte, nationalen Widerstand und Hetze gegen die Gegendemonstranten zu beschallen. Nur wenige Meter, getrennt von einer Polizeikette veranstalteten Gegendemonstranten ebenfalls eine Kundgebung. Auch wenn diese mit rund 20 Teilnehmern zahlenmäßig deutlich unterlegener waren, übertönten sie dauerhaft die qualitativ, schlechte Soundanlage der Neonazis. Wodurch ein inhaltliches Durchdringen des deutschen Volkes seitens der NPD nicht möglich war.

 

NPD-Wahlkampf ohne „NPD“?

 

Inhaltlich wetterten die Redner vor allem gegen ihre größten Konkurrenten: die AfD. Wasner beschimpfte die rechte Partei als feige: Die AfD würde sich in den Parlamenten und Büros verstecken und nicht auf die Straße gehen. Sie würden zusehen, wie ihre „eigenen Volksleute auf dem Boden liegen“ und von der Polizei zusammengeschlagen würden. Dennis Augustin, der 2019 aufgrund seiner NPD-Vergangenheit aus der AfD ausgeschlossen wurde, hatte ebenfalls kein gutes Wort für seine ehemaligen Parteikameraden übrig. Augustin versicherte seinen Zuhörern, sie bräuchten nicht auf Rettung aus dem Parlament von der „stärksten Oppositionspartei“ zu hoffen – sie hätten es nicht hinbekommen den Widerstand zu organisieren. Ob die wenigen zuhörende AfDler, wie der AfD-Bundestagsdirektkandidat Andreas Mrachacz, der im Nachgang noch in ein Gespräch mit Adrian Wasner vertieft war, ebenfalls diese Meinung teilen, ist nicht bekannt.

 

Nach Anklam folgt Schwerin: Bereits am vergangenen Wochenende gingen NPDler unter dem Label „Protest Freidenken“ in Anklam auf die Straße. Die Aufmachung und Organisation dieser Veranstaltung erinnerte stark an die Demonstrationen von MVgida der vergangenen Jahren. Obwohl die Kundgebung in Schwerin sowohl inhaltlich als auch personell deutlich eine Wahlkampfveranstaltung der NPD suggerierte, wurde auch hier, ähnlich wie bereits in Anklam, vollends auf das Verwenden von Parteilogos verzichtet. Das Image der selbsternannten nationalen Volkspartei hat in den vergangenen Jahren deutlich gelitten. Die umtriebige Querdenker-Szene steht nicht so sehr auf vergreiste Parteistrukturen, die den freidenkenden Geist unterdrücken. Daher knüpfen die NPD zur Zeit labellos an deren Kritik gegen das herrschende System an und versuchen so auf Stimmenfang für die anstehenden Landtagswahlen zu gehen.

 

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